San José. Kuba hat einen seiner prominentesten politischen Gefangenen, Héctor Palacios, überraschend frei gelassen. Laut der Menschenrechtsgruppe "Damen in Weiß" in Havanna haben die Behörden gesundheitliche Gründe angegeben. Gegenüber den Medien in der kubanischen Hauptstadt bezeichnete sich der 65-jährige Soziologe als "körperlich zerstört", aber "moralisch stark". Der an Herzproblemen leidende Palacios gehört zur Gruppe der 75 Oppositionellen, die im Frühjahr 2003 in einem summarischen Verfahren zu langjährigen Haftstrafen verurteilt wurden. Er erhielt damals mit 25 Jahren eine der höchsten Strafen.
Palacios gehörte in den 90er Jahren zu den Mit-Initianten des so genannten "Projekt Varela", bei dem Zehntausende von Kubanern mit ihrer Unterschrift ein Referendum über eine Demokratisierung der kommunistischen Karibikinsel gefordert hatten.
Elizardo Sánchez von der in Kuba illegalen Menschenrechtskommision wies am Mittwoch darauf hin, dass auf Kuba nach wie vor 300 Menschen aus politischen Gründen in Haft seien, darunter 59 der 75 im Frühjahr 2003 verurteilten Dissidenten.
Palacios ist der zweite frei gelassene politische Häftling Kubas, seit Raúl Castro den erkrankten Staats- und Parteichef Fidel Castro am 31. Juli 2006 vorübergehend ersetzt hat. Vor wenigen Tagen erst haben Kubas Behörden den unabhängigen Journalisten Oscar Mario González in Freiheit gesetzt. Er war über ein Jahr lang ohne Anklage festgehalten worden.
Trotz den Freilassungen berichten verschiedene Oppositionelle auf Kuba von zunehmender Repression seit der Erkrankung Fidel Castros. So wurden in den vergangenen Wochen zwei weitere Journalisten auf Kuba in Haft gesetzt. Einer von ihnen wurde vor wenigen Tagen wegen "prädeliktiver sozialer Gefährlichkeit" zu vier Jahren Haft verurteilt. Zugenommen haben laut Oppostionsberichten auch die Einschüchterungen und Drohungen durch Agenten der kubanischen Staatssicherheit.
Insgesamt sind auf Kuba derzeit 25 Journalisten im Gefängnis. Diese Zahl übertroffen wird weltweit nur von China.