Lutherische Kirchen Lateinamerikas fordern Untersuchung illegitimer Auslandsschulden

Mexiko-Stadt / Tegucigalpa. Die lutherischen Kirchen Lateinamerikas wollen die illegitimen Auslandsschulden des Kontinents international zum Thema machen. Anlässlich ihrer am Freitag beendeten Jahreskonferenz in Tegucigalpa (Honduras) unterstützten die Leiter der 14 lateinamerikanischen Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB) dessen Einsatz zur Untersuchung der Auslandsschulden, insbesondere in Argentinien, Ecuador und Costa Rica.

Als besonders ermutigend bezeichnete LWB-Referent Martin Junge die Fortschritte in Ecuador. Dessen rund 20 Milliarden US-Dollar Auslandsschulden untersucht derzeit eine Regierungskommission, mit Expertenuntestützung des LWB. "Wir haben viele Hinweise auf unrechtmäßige, aber auch auf illegitime Schulden gefunden", informierte Junge über einen kürzlich erstellten Zwischenbericht.

Dem LWB als "weltweite Familie" der lutherischen Kirchen kommt laut Junge dabei die besondere Verantwortung zu, die illegitimen Schulden in den Gläubigerländern Nordamerikas und Europas zu thematisieren. Als Beispiel nannte der Lateinamerika-Sekretär des LWB den Fall Costa Ricas. Dort ermittelt die Justiz in einem kreditfinanzierten Kauf von Krankenhauseinrichtungen in Finnland im Jahr 2001. Die Indizien weisen auf Korruption in dem 40-Millionengeschäft hin, unter Mitverantwortung Finnlands. Dennoch bleibt das mittelamerikanische Land bei Finnland in der Kreide stehen.

"Es bedarf Mechanismen auf internationaler Ebene, um solche illegitime Schulden zu behandeln", umriss Junge die weiteren Pläne des LWB. Dazu müsse die lutherische Kirche geeignete Gesprächspartner finden, etwa bei den Vereinten Nationen oder beim Internationalen Währungsfonds.

Wolfgang Döbrich, Lateinamerika-Verantwortlicher der Bayrischen Landeskirche, unterstützte die Anstrengungen der Partnerkirchen gegen illegitime Schulden. Er sagte: „Die Länder müssen heute für Schulden haften, die unter undemokratischen Bedingungen aufgenommen wurden." Deren Tilgung zwinge die Schuldner zu hohen Exporten, zu Lasten der Entwicklung im Land. Das zeige sich derzeit deutlich in Brasilien, das hohe Anstrengungen zur Tilgung seiner Schulden unternommen hat.

Dem Lutherischen Weltbund mit Sitz in Genf gehören weltweit 140 Kirchen mit mehr als 68 Millionen Gläubigen an. Zwischen Mexiko und Argentinien umfasst der LWB 14 Kirchen mit insgesamt 822 000 Gläubigen.