Guatemalas ehemalige Bürgerkriegsparteien boykottieren Jubiläumsfeier zum Friedensschluss vor zehn Jahren

San José. In Guatemala haben am Freitag die Feiern zum zehnjährigen Jubiläum der Friedensverträge ohne die Hauptakteure begonnen. Die Vertreter der früheren Guerilla sagten ihre Teilnahme am offiziellen Festakt unter Präsident Oscar Berger laut lokalen Presseberichten ab. Zur Begründung gab die mittlerweile als politische Partei tätige "Revolutionäre Nationale Einheit Guatemalas" (URNG) die "sehr begrenzten Fortschritte seit dem Waffenstillstand vor zehn Jahren" an.

Seine Teilnahme am offiziellen Festakt kurzfristig abgesagt hat auch ein weiterer Unterzeichner der Friedensverträge vom 29. Dezember 1996, der damalige Präsident Álvaro Arzú. Er amtiert heute als Oberbürgermeister von Guatemala Stadt und hat dort zu einer separaten Feier aufgerufen.

Eine eigene Gedenkfeier startete am Freitag auch Guatemalas Armee. Sie ist laut einem früheren Bericht der Vereinten Nationen die Hauptverantwortliche für die geschätzten 200 000 Menschenleben, die der Bürgerkrieg von 1960 bis 1996 gekostet hatte, die meisten von ihnen unter der indigenen Bevölkerung. Ungeachtet dessen brachten Teile der Armeeführung in den vergangenen Tagen erneut ihre Ablehnung des Friedensprozesses zum Ausdruck. So bezeichnete der frühere Generalstabschef José Quilo in einem Interview den damaligen Bürgerkrieg als "notwendig, um den Rechtsstaat und die Institutionalität aufrecht zu erhalten." Die Friedensverträge seien "eine Falle für die Militärs" gewesen.

Menschenrechtsorganisationen und Regierungskommissionen Guatemalas kritisierten am Vorabend der Feier die ungenügenden Fortschritte seit dem Friedensschluss. Von den laut UNO 626 Massakern, die während des Bürgerkrieges begangen wurden, ist bisher erst eines vor die Justiz gekommen. Hängig sind dort auch immer noch die über 45 000 Fälle von verschwundenen Menschen. Schleppend verlaufen auch die Verfahren gegen Efrain Rios Montt und andere frühere Machthaber und Militärs. Sie sind von der spanischen Justiz wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt, wurden von Guatemala aber bisher nicht ausgeliefert.