Beitritt Nicaraguas zum linksalternativen Handelsbündnis ALBA angekündigt
San José. Nicaraguas erneut gewählter Präsident Daniel Ortega (61) hat zu seinem Amtsantritt am Mittwoch den "wilden Kapitalismus" kritisiert und einen "neuen Weg" im Kampf gegen die Armut angekündigt. Vor rund 200 000 Anhängern in der Hauptstadt Managua kündigte der frühere Revolutionsführer laut lokalen Medienberichten den Beitritt Nicaraguas zum alternativen lateinamerikanischen Handelsbündnis ALBA an. Dieser so genannten "Bolivarianischen Alternative für Amerika" gehören bisher Kuba, Venezuela und Bolivien an. Sie versteht sich als Gegengewicht zu den Freihandelsabkommen, die die USA mit mittlerweile mehr als einem Dutzend lateinamerikanischen Staaten geschlossen haben.
Ehrengast an Ortegas Amtseinsetzung war Hugo Chavez, der erst wenige Stunden zuvor [Mittwoch morgen] in Caracas seine dritte Amtszeit als Präsident Venezuelas angetreten hatte. Chavez kündigte in Managua umfangreiche Öllieferungen und weitere Hilfsleistungen für Nicaragua an. Das kommunistisch regierte Kuba sicherte Ortega ebenfalls seine Unterstützung zu. Die USA hingegen bekräftigten ihren früher geäußerten Wunsch, auch unter Ortega mit Nicaragua zusammenzuarbeiten. Insgesamt waren 65 Nationen am Amtsantritt Ortegas vertreten, darunter 16 Staatschefs.
Rückkehr nach 17 Jahren Opposition
Ortega ist mit seinem Wahlsieg am vergangenen 5. November 2006 nach fast 17 Jahren Opposition an die Macht in Nicaragua zurückgekehrt. Er hatte das mittelamerikanische Land bereits vom Sieg der sandinistischen Revolution 1979 bis zu seiner Abwahl 1990 regiert. In dieser Zeit waren Nicaragua international beachtete Fortschritte in der Armutsbekämpfung und Alphabetisierung gelungen. Zunichte gemacht wurden sie jedoch durch einen Bürgerkrieg mit den von den USA finanzierten Contrarebellen, durch Hyperinflation und durch Korruption innerhalb der sandinistischen Partei.
Ortega hatte bereits vor seiner Wahl unter dem Slogan "Friede, Arbeit und Versöhnung" die Abkehr von seinem früheren Konfrontationskurs signalisiert. Der frühere Guerillakämpfer wird inzwischen sowohl von der katholischen Kirche Nicaraguas als auch von Teilen der früheren Contrarebellen unterstützt. Deren früherer Kommandant Jaime Morales nimmt unter Ortega das Amt des Vizepräsidenten ein. Kurz vor der Amtseinsetzung Ortegas hatte Morales am Dienstag angekündigt, dass Nicaragua "die privaten Investitionen und die Pressefreiheit respektieren wird." Dabei betonte Morales, dass Nicaragua nicht dem sozialistisch gefärbten Weg Venezuelas folgen werde.
"Nachbessern" des Freihandelsabkommens mit den USA
Laut Statistik sind 48% der 5,4 Millionen Nicaraguaner arm, ein Drittel sind Analphabeten. Als weitere Herausforderungen für Ortegas fünfjährige Amtszeit gelten das marode Stromnetz, die verbreitete Korruption sowie der zunehmende Drogenhandel. Mit dem Internationalen Währungsfonds muss Nicaragua demnächst ein neues Abkommen aushandeln. Zudem will Ortega ein unter seinem liberalkonservativen Vorgänger Enrique Bolaños bereits ratifiziertes Freihandelsabkommen mit den USA "nachbessern".