Letzter DDR-Chef gibt Nachhilfe in Kuba

Veröffentlichte Fassung: NZZaS (24.2., pdf)

Hans Modrow, bis 1990 letzter Vorsitzender des Staatsrates der DDR, Berlin, befindet sich derzeit in geheimer Politmission in Havanna, Kuba. Dies teilte in Mexiko der dort lehrende deutsche Politologe Heinz Dieterich den lokalen Medien mit. Laut Dieterich wurde der letzte kommunistische Staatschef Ostdeutschlands von Kubas scheidendem Staatspräsidenten Fidel Castro eingeladen und wird mit Führungspersönlichkeiten Kubas zusammentreffen, darunter den Gebrüdern Castro.

Dieterich, der gute persönliche Kontakte sowohl zu Deutschlands als auch Lateinamerikas Kommunisten unterhält, interpretiert den Besuch Modrows als Vorbereitung für kommende Reformen auf der Karibik-Insel. "Ich bin sicher, er sagt ihnen, dass ohne Beteiligung der Bevölkerung und ohne Reformen der historische Sozialismus heute nicht überleben kann."

Der Besuch Modrows erfolgte kurz nach der Ankündigung Fidel Castros (81), nicht mehr für eine Wiederwahl als Chef von Armee und Staat zur Verfügung zu stehen. Als dessen Nachfolger wird wahrscheinlich am Sonntag Raul Castro (76) gewählt, der früher bereits einen „strukturellen Wandel" für die seit nahezu 50 Jahren kommunistisch regierte Karibikinsel gefordert hat.

Modrow (80) versuchte noch mit seinem Amtsantritt im Dezember 1989 eine eigenständige DDR mit reformiertem Sozialismus zu retten. Der Versuch misslang und endete 1990 mit der Zoll- und Wirtschaftsunion sowie kurz darauf der Wiedervereinigung der damals zwei deutschen Staaten.