Managua. Kubas Parlament hat Raúl Castro (76) zum Präsidenten des Staatsrates und damit Nachfolger des erkrankten Fidel Castro (81) gewählt. Dies teilte die staatliche kubanische Nachrichtenagentur Prensa Latina am Sonntag (Ortszeit) mit.
In seiner ersten Äußerung nach der Wahl verwies der neue Präsident auf die weiterhin übergeordnete Rolle seines älteren Bruders. "Es gibt nur einen Chefkommandanten der kubanischen Revolution: Fidel bleibt Fidel", sagte Raúl Castro gegenüber den rund 600 Abgeordneten des Einparteienparlaments in Havanna.
Der erste Regierungswechsel auf Kuba seit 1959, dem Sieg der Revolution, fiel damit weniger dramatisch als erwartet aus. Fidel Castro hatte bereits im Vorfeld der Wahl auf eine Kandidatur verzichtet, behält aber als Parteichef weiterhin Einfluss in Kuba.
Fidel behält das letzte WortZudem stimmte das Parlament am Sonntag einstimmig dem Vorschlag Raúl Castros zu, wichtige Staatsgeschäfte auch zukünftig mit Fidel Castro abzustimmen.
Auch weitere Schlüsselposten in der Regierung Kubas, dem 31-köpfigen Staatsrat, besetzte das Parlament mit Vertrauten des Chefrevolutionärs. So stieg José Ramón Machado (77), auch er ein Revolutionär der ersten Stunde, zum formell zweitmächtigsten Mann in Kuba auf. Als erster Vizepräsident übernimmt der Arzt und Hardliner den bisherigen Posten Raúl Castros.
Unter der bisherigen Führung bleibt auch Kubas Parlament. Als dessen Präsident wurde Ricardo Alarcón (71) bestätigt, der das Amt bereits seit 15 Jahren innehat.
Reformer bleiben außen vor
Keine Aufwertung erfuhr hingegen die jüngere Generation in Kubas kommunistischer Partei. Der als Reformer geltende Carlos Lage (56) bleibt weiterhin einer der fünf zweiten Vizepräsidenten des Landes, ohne in der Hierarchie, wie von vielen erhofft, aufzusteigen.
Keine Aufwertung erfuhr auch der mit Abstand Jüngste in Kubas Führungsriege, Außenminister Felipe Perez Roque (42). Er bleibt gewöhnliches Mitglied des Staatsrates.
Oppostionelle in Kuba hatten bereits vor den Regierungswahlen gemahnt, die Chance für eine politische Erneuerung zu nutzen. So sagte Oswaldo Payá gegenüber einer brasilianischen Zeitung: "Die Gesellschaft Kubas wird keinen nur kosmetischen Wechsel akzeptieren."