Bertone, Staatssekretär des Vatikans und Papst-Stellvertreter, war bereits am Mittwoch Abend auf Einladung der Regierung Kubas zu einem sechstägigen Besuch der Antilleninsel eingetroffen. Empfangen wurde er unter anderem von Kubas Außenminister Felipe Pérez Roque und dem Erzbischof von Havanna, Kardinal Jaime Ortega. Gegenüber den Medien sprach Bertone von einem „neuen Impuls für die Beziehungen zwischen Staat und Katholischer Kirche in Kuba".
Bertone überbrachte Kubas Katholiken eine Botschaft von Papst Benedikt XVI. Zwei Tage nach dem Rücktritt Fidel Castros erinnert der Papst darin an die Aufgabe der Kirche, zu "Verständigung, Erbarmen und Versöhnung" beizutragen.
Gespräch mit Regierung - auch über kontroverse Themen
Im weiteren Verlauf seiner Kubareise (bis 26.2.) wird Bertone unter anderem ein Denkmal für den 2005 verstorbenen Papst Johannes-Paul II einweihen. Für Montag (25.2.) ist ein Treffen des Vatikanvize mit Kubas Außenminister Felipe Perez Roque vorgesehen. Letzterer kündigte im Vorfeld ausführliche Gespräche mit der Kirche an. Diskutiert werde "auch über die Punkte, bei denen es keine Übereinstimmung geben kann."
Weder bestätigt noch dementiert wurde bisher Gerüchte über ein geplantes Treffen Bertones mit Kubas wahrscheinlich zukünftigem Staatschef Raúl Castro. Spekuliert wird auch über ein Treffen Bertones mit dem scheidenden Staatschef Fidel Castro. Dessen früher geäußerter Wunsch nach einem Kubabesuch von Papst Benedikt XVI wurde von Bertone in seiner Messe ausdrücklich erwähnt. „Wir hoffen, dass der Heilige Vater in der Zukunft dies machen wird", sagte Bertone, ohne allerdings konkrete Zusicherungen abzugeben.
Kommunisten loben Beziehungen zu Vatikan
Die staatlich kontrollierten Medien Kubas berichten ausführlich und prominent über den Besuch Bertones. Das Parteiblatt "Granma" bezeichnete die Beziehungen zwischen dem Vatikan und Kubas Regierung als "fließend (flüssig), herzlich und respektvoll".
Bertones Kubareise findet anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des historischen Kubabesuchs des damaligen Papstes Johannes Paul II statt. Damals setzte eine bis heute andauernde Normalisierung der Beziehungen zwischen dem kommunistischen Kuba und dem Vatikan ein. So ist mittlerweile Weihnachten wieder offizieller Feiertag auf der Karibikinsel und der katholischen Kirche sind eine zunehmende Zahl von öffentlichen Prozessionen gestattet.
Beklagt wird von Vertretern der katholischen Kirche Kubas allerdings immer noch deren beschränkter Zugang zu den Medien Kubas. Auch ist es Kubas Katholiken mit wenigen Ausnahmen nicht gestattet, Schulen zu betreiben.
Opposition fordert Einsatz für Polithäftlinge
In verschiedenen Medienmitteilungen forderten Vertreter der illegalen Opposition Bertone auf, sich für die Freilassung der schätzungsweise 240 politischen Häftlinge auf Kuba einzusetzen. Eine entsprechende Bitte hatte bereits Johannes Paul II vor zehn Jahren ausgesprochen - bis heute ohne Erfolg.
Legendär ist in Kuba immer noch der Ausspruch von Papst Johannes Paul II von 1998: „dass Kuba sich der Welt öffne und die Welt sich Kuba öffne."