Mexiko-Stadt / Havanna / London. Zum fünften Jahrestag der Massenurteile gegen Oppositionelle haben staatliche Sicherheitskräfte in Kubas Hauptstadt Havanna eine Kundgebung zur Freilassung aller politischen Häftlinge verhindert. Wie die regierungsunabhängige (illegale) Presseagentur "Sindical Press" am Montag (Ortszeit) aus Kuba berichtete, versuchte am vergangenen Wochenende die Menschenrechtsgruppe "Damen in Weiß" auf Havannas zentralem "Platz der Revolution" dafür zu demonstrieren. Mitglieder der Staatssicherheit hinderten sie daran.
In die Konfrontation zwischen der Menschenrechtsgruppe und der Staatssicherheit griffen auch regierungstreue Gegendemonstranten ein. Diese wurden von einem Kameramann des staatlichen kubanischen Fernsehens dirigiert, berichtete Laura Pollán, Sprecherin der "Damen
in Weiß".
Die "Damen in Weiß" sind Ehefrauen und andere Familienangehörige von politischen Häftlingen auf Kuba. Die Gruppe wurde vom EU-Parlament mit dem Sacharowpreis für Menschenrechte ausgezeichnet. Sie entstand, nachdem zwischen dem 18. und 20. März 2003 insgesamt 75 Oppositionelle in Schnellprozessen zu Haftstrafen zwischen 6 und 28 Jahren verurteilt wurden. Von ihnen befinden sich derzeit noch 55 in Haft; die anderen wurde aus gesundheitlichen Gründen vorübergehend entlassen.
Anlässlich des fünften Jahrestages der Massenurteile forderten die "Damen in Weiß" erneut die Freilassung sämtlicher verurteilter Oppositioneller. Diese seien unschuldig im Gefängnis. "Sie haben lediglich ihre Meinung frei geäußert und die Respektierung der Menschenrechte gefordert", heißt es in einem an Kubas Generalstaatsanwalt Juan Escalona gerichteten Brief.
Laut "amnesty international" gibt es in Kuba derzeit 58 Gewissenshäftlinge, darunter die 55 noch in Haft einsitzenden Verurteilten des März 2003. In einer Pressemitteilung vom Montag
forderte die internationale Menschenrechtsorganisation mit Sitz in London deren "unverzügliche und bedingungslose" Freilassung.