Kuba hebt die bisherigen Verbote für Mobiltelefone auf. Wie Kubas staatlicher Telefonmonopolist ETECSA (am Freitag) mitteilte, wird das Mobilnetz der Insel zukünftig auch gewöhnlichen Bürgern zugänglich gemacht. Damit setzt Kubas neuer Präsident Raúl Castro den bei seinem Amtsantritt vor gut einem Monat angekündigten vorsichtigen Liberalisierungskurs fort.
Allerdings wird ein Mobiltelefon für die meisten der elf Millionen Kubaner unerschwinglich bleiben. Denn ETECSA kündigte an, Mobilanschlüsse auch zukünftig nur gegen Devisen zu verkaufen. Die Angestellten in Kubas staatlich kontrollierter Wirtschaft werden aber nur in einheimischen Pesos bezahlt. Alleine die Anmeldung zum Mobilnetz, bisher umgerechnet 120 Franken, kostet einen gewöhnlichen Kubaner damit sieben durchschnittliche Monatslöhne. Und eine Minute Mobilgespräch innerhalb der Insel kosten mehr als einen halben Tagesverdienst.
Kuba verfügt seit 1991 über ein Mobilnetz. Es war bisher ausschliesslich hohen Parteifunktionären und Ausländern vorbehalten. Letztere stellten in der Vergangenheit oftmals befreundeten Kubanern ihren Anschluss zur Verfügung. Diese Praxis wurde schon bisher geduldet und wird mit der nun angekündigten Öffnung legalisiert.
Die Öffnung des Mobilnetzes auf Kuba gehört zu den vorsichtigen Liberalisierungsschritten, die Raúl Castro ankündigte, nachdem er am vergangenen 24. Februar den erkrankten Fidel Castro an der Staatsspitze ablöste. Damals versprach der jüngere Castrobruder, "exzessive Verbote und Reglementierungen" auf der Karibikinsel (korrekt: Antilleninsel) abzuschaffen. So erlaubte Kubas neue Regierung ihren Bürgern bereits den Import und Erwerb von Fernsehern, Computern, DVD-Geräten und einer Reihe von Haushaltsapparaten.
Ebenfalls gelockert hat Raúl Castro seither die chronisch unproduktive, staatlich regulierte Landwirtschaft Kubas. So haben Kubas Landwirtschaftsbetriebe neuerdings das Recht, Dünger, Traktoren oder auch Arbeitsstiefel auf eigene Rechnung zu kaufen. Sie müssen damit nicht mehr wie bisher auf die Zuteilung durch die staatliche Verteilungsbehörde warten – sofern sie über die notwendigen Devisen verfügen.
ANMERKUNG ZU DEN PREISANGABEN
Der Durchschnittslohn auf Kuba sind 387 einheimische Pesos, das sind umgerechnet 17 Franken monatlich.
Die einmalige Anmeldegebühr sind 111 konvertible Pesos = 120 Dollar = Franken. Also sieben Monatslöhne.
Eine Minute Mobilgespräch innerhalb der Insel kosten rund 50 Rappen