In Nicaragua hat die Polizei am Freitag (Ortszeit) bei der Hilfsorganisation Oxfam und vier regierungskritischen Organisationen mit der Durchsuchung deren Büros begonnen. Wie die Zeitung "El Nuevo Diario" in ihrer Online-Ausgabe berichtete, verhinderten wehrhafte Mitarbeiter und politische Sympathisanten teilweise die Razzien.
Die Sicherheitskräfte wiesen Durchsuchungsbefehle der Staatsanwaltschaft vor und forderten die Herausgabe aller Geschäftsunterlagen und der Buchhaltung. Zugleich riefen regierungsnahe Medien die Bürger dazu auf, die Polizei bei den Razzien zu unterstützen
Betroffen von den Maßnahmen ist das nicaraguanische Büro der britischen Hilfsorganisation Oxfam, die Organisationen "Cinco" des Journalisten Carlos Fernando Chamorro sowie die "Bürgerliche Vereinigung", ein Zusammenschluss von 300 politisch und sozial aktiven Gruppen. Sie hatten Ortega in der Vergangenheit autoritäre Regierungsführung vorgeworfen und der Unterschlagung venezolanischer Hilfsgelder verdächtigt. Betroffen von den Razzien sind ferner zwei Frauenrechtsgruppen.
Der Journalist Chamorro bezeichnete das Vorgehen der Behörden als illegal. Er kritisierte unter anderem, dass die Staatsanwaltschaft keinen Grund für die Durchsuchungen nannte.
Die teilweise erfolgreichen Razzien vom Freitag sind Höhepunkt eines länger schwelenden Konflikts zwischen Präsident Daniel Ortega und insgesamt 17 politischen und humanitären Organisationen im Land. Das Innenministerium hatte ihnen in den vergangenen Tagen Geldwäscherei vorgeworfen und eine Untersuchung angeordnet. Die internationale Presseorganisation "Reporter ohne Grenzen" hat die Vorwürfe der Regierung erst am Freitagmorgen in einer in Paris verbreiteten Erklärung als politisch motiviert kritisiert und zurückgewiesen.